Scrum Mother deckt auf:
Warum Eltern das agile Mindset leben
Monika Maruschka | 17. Januar 2022
Mitten in meiner Scrum Master-Ausbildung fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Während ich für die einzelnen Module Beispiele aus meinem Arbeitsumfeld suchte, driftete ich gedanklich ständig in einen anderen Bereich ab: unser Familienleben.
Praktisch jede Idee, die Werte, Methoden und Prinzipien wurden, ohne dass mir das bisher aufgefallen war, in unserer Familie – und eigentlich allen Familien mit Kindern, die wir kennen – schon gelebt. Mein Scrum Master-Zertifikat musste ich in dieser Woche zwar noch erreichen, aber eigentlich war ich schon längst professionelle Scrum Mother. Und ich wette Du auch.
Schau Dir zum Beispiel diese Prinzipien einfach mal an, Du wirst sehen, was ich meine:
- Prinzip 1: Ständige Anpassung des Prozesses
Projekt ‚Kind anziehen‘: Was für ein Kleinkind funktioniert, ist für einen Teenager keine gute Lösung. Erst hast Du Dein Kind am Wickeltisch angezogen, später nur noch in die Strumpfhose geholfen und inzwischen besteht der Anziehprozess „nur“ noch in der Diskussion darüber, ob Chucks bei minus 3 Grad das richtige Tool sind. Du erkennst Dich wieder? Herzlichen Glückwunsch, Du bist agil!
- Prinzip 2: Selbst organisierte Teams
Kein Elternteil hat ewige Abhängigkeit als Ziel seiner Erziehung. Die Mitglieder Deines Teams, ja genau, Deine Kinder, sollten möglichst eigenständig arbeiten können. Du besorgst Schuhe mit Klettverschlüssen, so lange Dein Kind keine Schleife kann? Du stellst einen Hocker vors Waschbecken, damit es alleine die Hände waschen kann? Herzlichen Glückwunsch, Du bist agil!
- Prinzip 3: Vereinfachung – unnötige Arbeit vermeiden:
Eines Tages kommt es unausweichlich: das Schulfest an dem man rund um den ganzen Alltagsstress den gekauften, statt dem selbstgebackenen, Kuchen abgibt. Das ist in Ordnung, das ist agil!
- Prinzip 4: Änderungswünsche sind auch später noch umsetzbar
Die Englischnote soll besser werden. Tägliches Vokabellernen ist Pflicht, aber mühsam mit dem Vokabelheft. Der beste Kumpel machts mit einer Lern-App, die dem Sohnemann auch viel besser liegt, also machen wir das jetzt so.
- Prinzip 5: Face-to-face-Kommunikation:
Jap, 300x Mama pro Tag, Diskussion über Chucks, Vokabeln abhören, gemeinsam spielen. Ein Grundprinzip, das Du schon lebst.
- Prinzip 6: Reflexion
Ob Paargespräch am Abend, der Austausch mit dem Kind, das Fragen um Rat bei der besten Freundin oder der eigenen Mutter, Mütterforen im Internet, Entwicklungsgespräche im Kindergarten, die U-Untersuchung beim Kinderarzt, das Lehrergespräch: In regelmäßigen Abständen machst Du Dir über das „Ergebnis“ Deiner Erziehungsbemühungen Gedanken. Du bist agil!
Du bist von Deiner eigenen Agilität noch nicht ganz überzeugt?
In den kommenden Wochen gehe ich auf einige agile Problemlösungsstrategien von Eltern genauer ein. Als erstes wirst Du sehen, dass Du - ohne es zu merken - ein Daily Scrum abhältst.
Bis dahin, bleibt agil
Eure Scrum Mother
© Grafik: Muriel Maruschka (muriel_makes_art)

