Monika Maruschka | 07. Februar 2022

Schön, dass Du wieder da bist. Wie versprochen, werde ich heute zeigen, dass eigentlich alle Eltern bereits Profis im Abhalten von agilen Meetings sind. Beispiel: Das Daily Scrum.

Für diejenigen von uns, die (noch) nicht in agilen Prozessen arbeiten ein kurzer Exkurs.

Im Daily Scrum trifft sich jeden Morgen das Team, um sich auf den neuesten Stand zu bringen. Das Meeting darf maximal 15 Minuten dauern. Es werden dabei von jedem Teammitglied die folgenden Fragen beantwortet:

• Was habe ich gestern getan?
• Was mache ich heute?
• Welche Hindernisse gibt es?

Eine Aufgabe des Scrum Masters (und hier später der Scrum Mother) ist es, das Team dabei zu unterstützen, die Hindernisse – auch Impediments genannt – aus dem Weg zu räumen, damit alle Teammitglieder in ihrer Arbeit weiterkommen.

Herrlich einfach und so strukturiert, oder? Hat aber erstmal so gar nichts mit Eurem Start in den Tag zwischen Brote schmieren und an Sportsachen erinnern zu tun?

Dann nehmen wir doch einfach einmal typische Sätze, die so bei jeden Familienfrühstück mit Kindern fallen könnten und schauen, wie wir sie den drei Scrum-Fragen zugeordnet bekommen.

Start 7:15 Uhr, vorher sind sowieso gar nicht alle am Tisch.

Was habe ich gestern getan/erlebt?

• „Der Ben hat gestern mein ganzes Legoschiff kaputt gemacht!“
• „Mein Kollege ist übrigens mit den Kindern in Quarantäne“
• „Hast Du auf WhatsApp gelesen, dass wir am Samstag eingeladen sind?“
• „Der David hat mich gestern zu seinem Geburtstag eingeladen, die Party ist morgen.“

Was mache ich heute?

• „Mama, wir schreiben heute Englisch-Vokabeln“
• „Kann ich nach der Schule zu Lisa?“
• „Wir haben heute ein spätes Meeting, ich bin nicht vor 20 Uhr da“
• „Mia und ich wollen heute beide das Pokémon-T-Shirt anziehen“
• „Ich muss nach der Arbeit noch kurz ein Rezept beim Arzt abholen und zur Apotheke. Ich bin dann etwas später da, denk bitte an Deinen Schlüssel“

Welche Hindernisse gibt es?

• „Mist, wir sollen ja heute Klorollen zum Basteln in der Kita abgeben“
• „Meine Fußballschuhe sind zu klein“
• „Mama, mein Pokémon-T-Shirt ist nicht im Schrank“
• „Was schenken wir denn dem David?“
• „Kannst Du heute Abend dann Essen machen, wenn ich später komme?

7:30 Uhr – 15 Minuten timeboxed – Alle müssen los

Auftritt Scrum-Mother – Hindernisse beseitigen

• Kind einmal durch die Bäder schicken, fast leere Küchenrolle abwickeln und Rolle durchschneiden – so immerhin 4 Rollen abgeben können
• WhatsApp-Nachricht in die Fußballgruppe, ob noch jemand Schuhe in Größe 36 loswerden will. Glück gehabt, der Vater von Kadir bringt sie zum Training mit.
• Pokémon-T-Shirt auf dem Weg nach draußen aus der Wäsche ziehen, Geruchs-Check (geht noch irgendwie) und los
• Note to myself: Neben der Apotheke ist ein Buchladen. Geschenk besorgen!
• Second note to myself: Ältestes Kind mit Pizzabestellung beauftragen

Das kommt Dir alles – oder ähnlich - sehr bekannt vor? Dann wäre das doch jetzt bewiesen, das was bei Euch morgens stattfindet ist kein Chaos, keine schlechte Orga. Dass muss so! Herzlichen Glückwunsch, Du bist agil

Bis bald

Eure Scrum Mother

P.S. Ich schreibe dies aus den Augen einer Scrum Mother, Scrum Fathers kommen natürlich ebenso oft vor und übernehmen die gleichen Aufgaben. 

© Grafik: Muriel Maruschka (muriel_makes_art)